Egal ob auf Flohmärkten oder im Netz, überall findet man Angebote für gebrauchte Analogkameras. Ich selber habe 2022 meine ersten Analogkameras bei einem Dorfflohmarkt gekauft. Damals hatte ich absolut keine Ahnung, was man alles beachten sollte, um einem Fehlkauf vorzubeugen. Inzwischen gibt es grundlegende Anforderungen, denen ich sowohl vor Ort als auch im Netz folge, bevor ich mich entscheide, eine Kamera mitzunehmen. Welche Anforderungen das sind, erfahrt ihr hier.

Gebrauchte Kameras auf dem Flohmarkt und Kleinanzeigen
1) Wer verkauft die Kamera
Hier geht es darum herauszufinden, ob die Person, die verkauft, Ahnung von ihren Kameras hat. Bisher traf ich fast ausschließlich Personen an, die die Analogkameras geerbt oder im Keller gefunden haben und kaum etwas darüber wussten. Diese Tatsache macht es schwierig, technische Fragen zu stellen. Funktioniert der Filmtransport? Ist die Blende funktionsfähig? Funktioniert der Blitz (bei elektronischen Kameras)? Viele können diese Fragen nicht beantworten und man ist darauf angewiesen, selber in der Lage zu sein, alle Funktionen vorher zu überprüfen.
Das Überprüfen stellt sich aber vor allem dann als schwierig heraus, wenn verbaute Belichtungsmesser oder Blitz mit speziellen Batterien wie Knopfzellen funktionieren. Diese hat man eben nicht immer dabei und auch der Verkäufer in der Regel nicht.
Zwangsläufig negativ ist das fehlende Wissen der Verkaufenden nicht, denn es bietet die Chance, den Preis herunterzuhandeln, bis man ihn für angemessen hält. Erfahrung mit Analogfotografie hilft hierbei gerne bei der Argumentation, warum ein niedrigerer Preis verhältnismäßiger ist, als der vom Verkäufer angesetzte.
2) Verhandlungsbereitschaft
Dieser Punkt schließt an den vorherigen an. Hat man eine Person vor sich, die unter keinen Umständen mit sich verhandeln lässt, ist es besser, vom Kauf abzusehen, solange es einem nicht sehr wichtig ist, diese Kamera zu besitzen. Viele Leute wollen für ihre Besitztümer entweder einen emotionalen Wert haben oder finanziell so viel wie möglich aus dem Produkt herausholen. Gerade beim emotionalen Wert entspricht der angesetzte Preis aber oft nicht dem „Marktwert“.
Es verhält sich hier ähnlich mit Analogfilm. Auf Kleinanzeigen wurde letztens in meiner Nähe ein abgelaufener Analogfilm angeboten. Um einen Preis machen zu können, fragte ich nach dem Haltbarkeitsdatum – was es damit auf sich hat, findet ihr hier. Der Verkäufer fing darauf hin an zu diskutieren, dass Analogfilme nicht schlecht werden können, sondern es sich wie bei gutem Wein verhält, der im Alter besser wird. Ganz richtig ist das nicht. Analogfilm kann zwar nicht „schlecht“ werden, aber wie bei Lebensmitteln verändern sich nach einer gewissen Zeit die Eigenschaften wie Farbintensität oder Lichtempfindlichkeit. Ich habe dann vom Kauf abgesehen.
3) Wann wurde die Kamera das letzte Mal benutzt?
Das ist in der Regel die erste Frage, denn sie lässt auch auf den ersten Punkt Rückschlüsse ziehen. Denn wenn nicht bekannt ist, wie lange die Kamera nicht mehr in Benutzung war, ist in der Regel auch nichts über die Funktionsfähigkeit bekannt.
Die Funktionsfähigkeit prüfen ist essenziell für solch einen Kauf. Könnt ihr die Kamera selbst nicht prüfen, weil ihr nicht wisst wie oder die passenden Batterien nicht da sind, sitzt ihr im schlimmsten Fall auf den Kosten der Kamera, einem Analogfilm und der Entwicklung. Nur um festzustellen, dass die Kamera nicht geht, sind dann schnell zwischen 20-50 Euro (je nach Preis der Kamera) weg.
4) Wie sieht die Kamera aus und wie wird sie gelagert?
Der äußere Zustand einer Kamera sagt oft viel darüber aus, wie damit umgegangen wurde. Das trifft auch auf die Lagerung während des Transportes und Flohmarkts zu. In Halle (Saale) gibt es monatlich einen großen Flohmarkt in der Messe, wo ich schon oft zu Besuch war. Die meisten Stände mit Kameras hatten diese zusammen mit Objektiven und Stativen, vor allem aber in der Regel ohne Hülle bzw. Taschen in großen Kartons gelagert- quasi als Wühlkiste wie bei Büchern. Das Risiko, dass dann eine Linse zerkratzt wird, ist ziemlich hoch.
Der äußere Zustand lässt genügend Argumentationsspielraum, um im Preis runterzugehen. Auf Kleinanzeigen entdeckte ich letztens eine Exa 1c, für die 200 Euro verlangt wurden, die aber mindestens massiv verstaubt aussah. Auch bei einem Flohmarkt sind mir schon Analogkameras begegnet, bei denen besonders das Objektiv schrecklich aussah. Dass man dafür nicht mehr viel bezahlen sollte, erübrigt sich von selbst.
5) Ist noch ein Film eingelegt?
Dieser Punkt spielt wieder darauf an, ob dem Verkäufer die Kamera selber gehört. Inzwischen ist es mir ca. 5 Mal passiert, dass in den Kameras, die ich gekauft habe, noch Film drin war. Bei moderneren Analogkameras gibt es dafür ein kleines Fenster, durch das man sieht, ob noch ein Film drin ist. Ansonsten könnt ihr auch probeweise den Rückspulknopf betätigen. Spürt ihr keinen Widerstand, ist kein Film drin. In diesem Fall könnt ihr dann auch ohne großen Aufwand überprüfen, wie die Kamera von innen aussieht.

6) Die gebrauchte Kamera ausprobieren
Sieht von innen und außen alles soweit in Ordnung aus, ist es an der Zeit, alle Funktionen auszuprobieren. Ihr könnt die Blende, Entfernungseinstellung, Schließzeit, das Transportieren des Films, das Zurückspulen und alles weiter (natürlich auf Nachfrage) ausprobieren. Wenn ihr das Gefühl habt, dass etwas nicht funktioniert, fragt nach. Wenn etwas wirklich nicht stimmt, könnt ihr mit dem Preis runtergehen oder vom Kauf absehen.
Im Oktober 2023 hatte ich bei einem Flohmarkt für 5 Euro eine Praktika MTL 3 gekauft, ohne vorher wirklich alles zu checken. Als ich dann während der Autofahrt alles durchgegangen bin, fiel schnell auf, dass einige Sachen an der Kamera nicht gehen wie ein festgeklappter Spiegel oder eine nicht funktionierende Lamellenwand. Mit etwas Fingerspitzengefühl dürfte sich das aber reparieren lassen.
7) Wie geht der Verkäufer mit der Kamera um?
Dieser Punkt der Checkliste entstand durch ein sehr unschönes Erlebnis beim Flohmarkt in Halle (Saale). Ich hatte einen Verkäufer darauf hingewiesen, dass sich in einer der Kameras noch Film befand. Zu diesem Zeitpunkt ging ich davon aus, dass es seine Kameras waren. Er machte darauf hin die Rückwand auf und riss den Analogfilm per Hand raus, was den Transportmechanismus der Kamera kaputt machen kann. Bei solchen Personen sollte man am besten gar nicht kaufen. Sollten diese Personen aber Kameras haben, die ihr unbedingt haben wollt, handelt am besten so weit runter, wie es geht, um so wenig wie möglich zu bezahlen. Einige der gebrauchten Analogkameras, die auf Flohmärkten oder Kleinanzeigen verkauft werden, sind heute kaum noch etwas wert, womit wir gleich zum nächsten Punkt kommen.
8) Wie viel kostet die Kamera online?
Eine relativ gute Orientierung, wie viel eine gebrauchte Analogkamera noch wert ist, findet ihr im Netz. Bei Kleinanzeigen oder anderen Gebrauchsportalen könnt ihr euch ansehen, wie viel deutschlandweit für bestimmte Kameras gehandelt wird. Nehmen wir als Beispiel die Exa 1c, von der ich weiter oben gesprochen habe.
Ich habe 2022 meine Exa 1c zusammen mit der Exa 1b, einer Perfekta und zwei Lichtschachtsuchern für insgesamt 50 Euro bekommen. Das ist zugegeben ein Schnäppchen gewesen, besonders weil die 1b und 1c top funktionieren. Als ich die Anzeige der Exa 1c in einem erstmal nicht so optimalen Zustand gesehen habe, musste ich etwas schmunzeln. Auf Kleinanzeigen werden diese Kameras zwischen 40-150 Euro gehandelt, wobei viele noch mit dem originalen Karton, Anleitungen und Tasche angeboten werden. Damit erübrigt sich, dass 200 Euro in dem Zustand eher weniger angemessen sind.

Wenn ihr also online oder auf einem Flohmarkt unterwegs seid und euch der Preis zu hoch vorkommt, schaut im Netz, wie viel andere dafür verlangen. Mit etwas Recherche findet ihr möglicherweise noch den alten Original- oder einen möglichen Sammlerpreis.
9) Sonderform: Sofortbildkameras
Bei Sofortbildkameras wie Polaroid oder Instax ist der Kauf von gebrauchten Exemplaren schwieriger. Wird es ein Fehlkauf und ihr merkt es erst, wenn die Batterie drin ist, wird es richtig teuer. Ihr bleibt auf der Kamera sitzen und habt mindestens ein Testfoto verschossen. Wenn ihr die Batterie dann herausnehmt, um die in eine andere Kamera zu packen, geht euch ein weiteres Foto durch den Kontakt mit Licht verloren.
Hier gibt es nicht viel Handlungsspielraum. Ihr könnt fragen, ob die Kamera definitiv funktioniert und wann das letzte Mal damit fotografiert wurde. Wenn keine Sicherheit besteht, dass sie funktioniert, dann gibt es zwei Möglichkeiten. Ihr könnt das Risiko eingehen, dass etwas defekt ist und die Kamera bei Experten oder privaten Bastlern reparieren lassen oder ihr nehmt eine Foto-Batterie mit, die nur zum Testen dient. Wenn die Kamera funktioniert, perfekt, dann habt ihr sogar schon einen Film drinnen. Wenn sie nicht geht, habt ihr zwei Fotos verloren und könnt die Batterie in einer anderen Kamera weiterhin nutzen.

Letztes Jahr hatte ich eine gebrauchte Polaroid auf Kleinanzeigen für 4 Euro gekauft, bei der nicht 100 Prozent sicher war, ob alles klappt (mittlere Kamera). Nach dem ersten Foto war leider klar, dass etwas nicht funktioniert, denn die Bilder (zwei Probebilder) kamen jeweils schwarz raus. Also wurde die Batterie in meine funktionierende Polaroid gesteckt – hier lief alles problemlos. Mit dem Kamerapreis, zwei Testfotos und dem verlorenen Foto für den Kameratausch waren also rund 11,50 Euro weg. Das Positive hierbei war, dass es erstens „Lehrgeld“ war und zweitens, dass die Kamera günstig war. Hätte sie 10 Euro oder mehr gekostet, wäre es wesentlich ärgerlicher gewesen.